Seemannschaftmit Weltumsegler Wilfried Erdmann
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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann

Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.


Reicht ein Kunststoffsextant?

Ich habe drei Ratschläge zum Thema Sextantanschaffung parat.

Erstens: Ein Plastiksextant ist natürlich eine Spielerei. Warum sollte man aber nicht spielen? Denn einerseits ist Spiel eine Tätigkeit ohne bewußten Zweck, andererseits kann man auch im Spiel bestimmte geistige Fähigkeiten trainieren. Und dafür eignet sich solch eine preiswerte Verführung hervorragend: zum Lernen und Üben.

Bei der praktischen Messung erfordert der Umgang mit Kunststoffsextanten dagegen viel Erfahrung, genaugenommen eignet er sich trotz Mikrometertrommel, Schneckenantrieb, justierbarem Spiegel, Schattengläsern und dergleichen nur bedingt für eine zufriedenstellende Ortsbestimmung. Bei Seegang auf einer schwankenden Yacht zum Beispiel, ist er schier unmöglich zu gebrauchen. Ein Sextant aus glasfaserverstärktem Kunststoff ist viel zu leicht, denn ein gewisses Gewicht ist unbedingt erforderlich, um die Schiffsbewegungen auszupendeln, zudem – je kleiner das Schiff, desto schwieriger wird es, ihn ruhig in den Händen zu halten. Immer erweist sich eine Winkelmessung als äußerst schwierig, wenn Seegang vorherrscht und die Sonne nur kurz durch die Wolken spingst. Zum Messen von Sternen ist er überhaupt nicht zu gebrauchen. Wie gesagt – für die praktische Navigation zu ungenau. Auch die Anmerkung aus der Werbung irritiert: ideal als Zweitsextant. Wozu das? Bloß nicht. Wer ein GPS-Gerät an Bord hat, und wer hat das nicht, braucht nun wirklich keinen "Zweitsextanten". Und letztlich spricht die Kombination Kunststoffsextant im Kunststoffkasten auf einer Kunststoffyacht aus ästhetischen Gründen völlig gegen eine solche Anschaffung. Das Geld ist besser in ein YACHT-Abonnement angelegt.

Zweitens: Alternativ könnte man zum handlichen Yachtsextanten aus seewasserbeständigem Aluminium greifen. Auch hier mein Argument, trotz hochwertiger Optik, spannungsfrei gegossenen Strebenkörpern undsoweiter, ein zu leichtes Instrument um auf einer Yacht bei Seegang damit zu arbeiten, außerdem anfällig wenn es bei Gischt eine "Dusche" bekommt und ferner stoßempfindlich. Davon, daß der Gelegenheitsnavigator und Kleinbootsegler mal irgendwo aneckt, muß man ausgehen. Und jede Stauchung stellt die Genauigkeit in Frage. Meine Antwort: eine umsetzbare Halbheit.

Dritte Lösung: Dieser Rat benötigt eigentlich nur wenige Worte. Ein Trommelsextant aus Messing ist die Erfüllung. Punkt. Also: Alle Halbheiten kann man umgehen, indem man sich von vornherein für ein Winkelmessinstrument aus Messingmetall entscheidet. Es arbeitet genau, ist sauber verarbeitet, wird in einem Holzkasten geliefert und ist einfach schön anzusehen. Auch wenn man damit nicht auf See ist, fühlt man sich beim Anblick dieses Präzisionsgerätes manchmal schon unterwegs. Für den Fall, daß ich es nie in der Praxis auf dem Meer benutze, verliert dieser Sextant nur wenig an Wert – wenn überhaupt. Gut, die Anschaffung belastet die Reisekasse, aber man bedenke, daß sind heutzutage in der Regel 1 Prozent des Schiffswertes oder höchstens 2 Prozent. Als ich mir 1966 in Gibraltar meinen Sextanten (Kelvin Huhges, London) anschaffte, belastete er mich noch mit 8 Prozent des Bootswertes. (Natürlich belastete er mich nicht, gab er mir doch 100 Prozent Freiheit). Der Kauf war richtig, erledigt der Sextant doch heute noch seine Aufgabe. Ein ganz wichtiges Argument ist neben den Gefühlen natürlich die Handhabung: Auch wenn man wenig Umgang damit hat, navigiert es sich mit einem Messingsextanten auf Anhieb sicherer. Er erfordert nach einer längeren Pause schlichtweg weniger Übung.

Fast alle Trommelsextanten sind heute mit Beleuchtung ausgestattet. Nötig ist das nicht, in der Dämmerung geht es meist ohne oder mit Hilfe einer Taschenlampe. – An der Zukunft des Sextanten, der praktisch unverändert seit James Cooks Zeiten gebaut wird, zweifle ich nicht. Trotz aller Satellitentechnik wird er für die Astronavigation in der Fahrtenseglerszene noch viele, viele Jahre Bestand haben.






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