Seemannschaftmit Weltumsegler Wilfried Erdmann
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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann

Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.


Welcher Anker für die Ostsee?

Schon die Fragestellung ist irritierend. Salopp gesagt: Ein Anker, der im Nordseegrund oder im Mittelmeer benutzt wird, ist auch in der Ostsee nutzbar. Ein Dampfer wechselt ja auch nicht seine Anker, wenn er verschiedene Meere ansteuert.

Klingt das harsch? Soll es nicht. Also, die Frage sollte sich eigentlich so stellen, wie geht Qualität und Dimensionierung ineinander. In Sandgrund halten eh alle möglichen Konstruktionen, (sofern man richtig ankert, doch was ist richtig ankern?). Problematischer oder genauer mehr Aufmerksamkeit erfordert Gras-, Kraut-, Geröll-, Schlickgrund. Hier ist beobachtendes Ankern allererste Pflicht. Dies ist wiederum nur mit einem sorgfältig ausgelegten Ankergeschirr möglich – und einer entsprechend dimensionierten Stevenrolle. Ernsthaft. Denn: Ein Ankerplatz wird nicht so gut, wie aufwendig das Ankergeschirr war, sondern so eindrucksvoll, wie man Herr über sein Geschirr bleibt.

Stockanker: Er gehört zu den ältesten und sichersten Ankern. Hält in jedem Boden, nur leider schwer zu handhaben auf modernen Bootskonstruktionen. Scheidet praktischerweise aus.

Plattenanker: Einige Anker diesen Typs halten nur unter günstigen Bedingungen. Schlecht bei Pflanzen und Geröll – logisch, die Flunken fassen nicht. Nicht empfehlenswert, da zudem, wenn er einmal treibt, die Haltekraft zusehends abnimmt.

Pflugscharanker: ein echter Universalanker. Hält ausreichend auf jedem Grund, wenn er – ja wichtig – gewichtsmäßig gut ausgelegt ist. Dieser Anker ist außerdem leicht zu verstauen, sieht schiffig aus. Meine guten Erfahrungen basieren auf einem 35 Pfünder Original CQR für eine 6 t Slup.

Neben den altbewährten Pflugscharankern und Plattenankern sind im letzten Jahrzehnt Abkömmlinge vom Pflug populär geworden: der Bruceanker aus Übersee und der deutsche Bügelanker. Der Bruceanker, eine starre Konstruktion mit abgerundeten Flunken, die sich meist der Stevenform anpassen, liegt einfach und sicher in der Bughalterung. Aber das ist schon der einzige Vorteil. Auf schwierigem Grund faßt er unzuverlässig. Ganz anders der Bügelanker. Diese neuartige Konstruktion bewährte sich in Nord- und Ostsee unter allen Bedingungen. Egal wie und wo er auf dem Meeresboden landete. Da der Überrollbügel hohl und deshalb leicht ist, wird die massive und schwere Flunke immer nach unten gedreht, wenn der Anker auf Zug kommt. Auch wenn drehende Winde oder kenternder Strom die Zugrichtung verändern, bleibt der Anker am Ort – ohne ihn mit "Vollgas" eingefahren zu haben. Der Bügelanker hat den Vorteil, daß sich nichts daran bewegt – kein Gelenk, kein Bolzen. Die vollverschweißte Konstruktion ist ideal für Segler, die nur gelegentlich und ungeübt ankern. Gequetschte Finger gibt es mit dem Eisen nicht.

Auch der beste Anker weigert sich im Grund zu fassen, wenn der Zug auf seinen Schaft nicht annähernd horizontal erfolgt. Wichtig also, daß der Zug schon beim ersten Haltetest flach zum Anker einwirkt. Zweite Wichtigkeit: Die Kräfte von Wind und Strom müssen harmonisch aufgefangen werden. Das tut eine Kette am besten. Ein Hauptanker mit 20 Meter Kette, ein Zweitanker mit 5 Meter Kette und man ist bestens für die Gewässer vor unserer Küste gerüstet.

Warum überhaupt ankern, wo uns doch genügend Marinas zur Verfügung stehen?

Erst das Erlebnis, in einer ruhigen Bucht vor Anker zu liegen, vermittelt das richtige Bootsgefühl. Das wird in Törnberichten häufig unterschlagen: Die Distanziertheit eines Schiffes vor Anker sind das beste Heilmittel gegen Unzufriedenheit, Sorgen, Streß, Spannungsirrsein.






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