Seemannschaftmit Weltumsegler Wilfried Erdmann
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Seemannschaft mit Wilfried Erdmann

Verschiedene Tipps und Erfahrungen auf Basis von Frage und Antwort. Neben den detaillerten Ausführungen können hier die kurzen Tipps nachgelesen werden.


Das Logbuch

Gleich nach dem Kauf eines Schiffes sollte ein Logbuch die erste Anschaffung sein. Darin wird das Leben eines Schiffes dokumentiert. In der Berufsschiffahrt ist gesetzlich vorgeschrieben, täglich über alle nautisch wichtigen Beobachtungen und Vorkommnisse in vorgegebener Form Buch zu führen. In Rechts- und Versicherungsfragen hat dieses Journal Beweiskraft. Deshalb ist es auch für den Chartersegler Pflicht ein Logbuch zu führen. Dem Vergnügungssegler mit eigenem Boot steht es frei, Schiffsführung, Kurs und Wetter aufzuzeichnen.

Schon an Bord meiner ersten KATHENA führte ich von Beginn an Logbuch. Es ging mir nicht so sehr um nautische Eintragungen, davon hatte ich damals sowieso nicht allzuviel Ahnung, sondern ausschließlich, weil ich das Bedürfnis hatte, das Leben an Bord festzuhalten.

Das Logbuch, fortan nannte ich es Logtagebuch, faszinierte mich wirklich, denn ich begriff schnell, daß die aufgeschriebenen Erkenntnisse und Erlebnisse wichtiger waren als die nautischen Fakten, wie rechtweisender Kurs, Abdrift, Strömung etc. Ich notierte nicht nur auf See, ich setzte die Eintragungen in Buchten und Häfen fort. Freimütig setzte ich Notizen über persönliche Beobachtungen und Regungen hinzu.

Sollen Aufzeichnungen als Erinnerungsstützen überhaupt Wert haben, so müssen sie ehrlich sein. Schöne, wichtige, ernsthafte aber auch peinliche, greuliche und skurrile Vorgänge nicht verschweigen.

So war dann schon mein zweites Buch und alle folgenden kein originales Logbuch mit vorgedruckter Tabellierung für die nautischen Fakten, sondern ich besorgte mir ein gebundenes Kassenbuch im DIN A4-Format, das ich zu einem Logtagebuch umfunktionierte. – Jeder Tag hat darin mindestens eine Seite. Und jede Seite ist halbiert. Die obere Hälfte nimmt eine Art Tabelle mit säuberlichen Trennstrichen ein, die ich selber mit dem Kursdreieck ziehe. Darin werden nautische Begebenheiten festgehalten: Zeiten, Wind, Seegang, Barometer, Kurs, Temperaturen, Speed, Etmal, Position und dergleichen mehr. Auch Tierbegegnungen auf See kommen in die obere Rubrik. Die untere Hälfte steht für meine privaten Eintragungen zur Verfügung, für manchmal ungezügelte Notizen. Und es gab Tage, je nach Lust, Zeit, da gingen meine Notizen über Seiten hinweg. Skizzen kamen gelegentlich hinzu – eine Landmarke, Buchten, eine Routenkarte.

Nautische Daten wurden alle paar Stunden festgehalten. Bei "Desaster"-Wetter nahm ich stündlich Eintragungen vor. Mit einem ordentlich geführten Logbuch, in das regelmäßig Notizen gemacht werden, kann sich jeder (bei einer mehrköpfigen Crew) nach Ablauf seiner Freiwache ganz genau orientieren. Kurzum: Das Logbuch hält die Verbindung zur Wirklichkeit. Außergewöhnliche Wetterbedingungen und Stimmungen werden bei mir unmittelbar festgehalten. Hier eine Notiz vom März 1968 im Nordatlantik:

"Verkrampft liege ich quer in der Koje und lausche dem Heulen im Rigg. Wind und See nehmen noch stetig zu. Die Seen brechen sich gefährlich. Füllen in regelmäßigen Abständen das Cockpit. Mein Treibanker aus Canvas hält KATHENA mit dem Heck zu den anrollenden Seen. Ab und zu prüfe ich die Leine, auf der ein Druck steht, als würden wir geschleppt. Durch die Türen des Niedergangs strömt das Wasser."

Eine Sequenz, 29 Jahre alt, mal eben aus dem Regal geholt. Im Sturm, in der Flaute, in der Verkrampfung beruhigt solches Gekritzel und hält Situationen fest, die man sonst längst vergessen hätte.

Logbücher helfen nicht nur Ereignisse zu bewahren, sondern auch zu bewältigen. Ich werde darin Dinge los, die mich beschäftigen. Jetzt erfordert natürlich ein Törn durch die Dänische Südsee eine simplere Tabellierung als eine Atlantikroute. Und beim Kauf eines Buches würde ich auf einen harten Pappeinband achten. Das erleichtert das Schreiben in der Koje, oder wenn kein Tisch vorhanden ist.






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