Allein gegen den WindNonstop in 343 Tagen um die Welt
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Das neueste aus Goltoft  |  5. August 2000


Alle Meldungen zur Nonstop-Weltumseglung, 15.6.2000 bis 2.3.2003


Missunde adieu. Von ein paar Nachbarn und Freunden verabschiedet und mit noch mehr Rum beschenkt, verläßt Kathena Nui die kleine Marina in der Schlei. Die oben abgebildeten Polaroid-Fotos mache ich (Kym Erdmann) zur Erinnerung und für diese Page. Leider wird mir eines der Bilder von einem anwesenden "Fan" gestohlen.

In zwei Etappen soll das Ziel Cuxhaven erreicht werden. Durch den Nord-Ostsee-Kanal wird die motorlose Kathena geschleppt. Nach letzten Vorbereitungen ist die Abfahrt je nach Wetterlage zwischen dem 14. und 16. August geplant.

Das neueste aus Goltoft  |  29. Juli 2000

PROVIANT für 300 Tage auf See. Acht bis zum Rand gefüllte Einkaufswagen gab's für 2400 Mark. Gerade noch auf dem Supermarkt-Regal bei Real in Schleswig, müssen die Sachen nur noch an Bord verstaut werden. Hoffentlich bleibt von der Wasserlinie noch etwas übrig!

Das neueste aus Goltoft  |  26. Juli 2000

Eine eigene Homepage zu haben, ist eine wunderbare Sache. Nur sollte man versuchen, sie aktuell zu halten. Ist mir leider nicht geglückt. Die Ursache: Ich stehe mitten in der Vorbereitung zu einem langen Segeltörn um die Erde. Genauer nochmals zu einem Nonstop-Törn. Allerdings diesmal gegen die vorherrschenden Windrichtungen. Also Kap Hoorn, Neuseeland, Kap der Guten Hoffnung bleiben diesmal an Steuerbord liegen. Dies auf dem Papier kundzutun, da muß ich selbst noch immer tief Luft holen. Mit Kathena nui plane ich diese nasse Sache. Täglich und seit Monaten führe ich Listen und schleppe Unmengen von Ausrüstung an Bord. Es ist wohl inzwischen alles mehrfach dort: Segelnähnadeln, Kocherdüsen, Taschenlampen, Logbücher, all die sogenannten Kleinigkeiten wie Bleistifte, Dosenöffner, Spaghettisieb, Nagelschere, Familienfotos, Wörterbücher, Splinte undsoweiter. Doch noch bleiben Fragen offen. Wieviel Liter Petroleum nehme ich bloß mit für meinen Kocher? Die Logistik beschäftigt mich am Tag und ja leider auch manchmal schon nachts. Das wichtigste am Gelingen ist halt die Vorbereitung. Und da ich einige Jahre daran arbeite und viel Zeit und Mittel investiert habe, möchte ich selbstverständlich nichts Wesentliches vergessen.

Welcher Teufel hat mich geritten, mir die hohen südlichen Breiten nochmal anzutun? Und gegen den Wind. Das Alter? Meinung einiger Freunde. Ich sehe die Fahrt als Aufgabe. Mit einem kleinen Boot, für diesen Kurs allemal, und einfacher Ausrüstung solch einen Törn zu bewältigen, wäre für mich großartig. Aber: Das allergrößte für mich ist immer noch einfaches Segeln in Verbindung mit langen Strecken. Kathena mag zwar nur 10,50 m lang sein, aber die maßgebenden Dinge wie Rumpf, Rigg, Segel und Selbststeuerung sind in hervorragendem Zustand. Sie sollten allen Widrigkeiten standhalten.

Ich liege derzeit in Missunde an der Schlei. Der Tag verläuft in etwa so, daß ich halbtags am Boot arbeite und die andere Zeit mit Zusammentragen und Kaufen von Zubehör beschäftigt bin.

Ende Juli geht's nochmal mit dem Schiff in die Werft – frischer Antifouling Anstrich. Dann wird Proviant gekauft. Ein großer Tag. Danach kommen hoffentlich die neuen Segel von Beilken, von 2,8 bis 40 Quadratmeter, die allesamt zur Kontrolle auf der großen Breite/Schlei hochgezogen werden sollen. Von Freunden und Bekannten verabschieden und via Kielkanal geht`s nach Cuxhaven.

Ab Mitte August muß ich dann startklar sein.

Das neueste aus Goltoft  |  15. Juni 2000

Am 19. Mai 2000, exakt um 11.37 h berührt der Kiel der Kathena nui die Wasseroberfläche der Schlei, zerschneidet sie und Sekunden später schwimmt mein Boot im trüben Hafenwasser der Marina Brodersby. 12 Jahre stand das 10,50 Meter lange Schiff ununterbrochen aufgebockt auf einer Kuhkoppel hinter unserem Haus. Normalerweise sollte man Luftsprünge veranstalten, wenn man sein Boot nach so einer verdammt langen Zeit seinem Element wieder überläßt. Doch es langt bei mir gerade für ein gutes Gefühl. Astrid, meine Frau, sorgt sich derweil um Fotos. Ich werfe rasch einen Blick in die Bilge. Klasse, trocken. Dann hängt auch schon der Mast am Kran und muß sofort gesetzt werden. Schließlich sind wir in einer Werft, der nächste Kunde wartet bereits auf seinen Sliptermin. Aber Kathena nui macht keine Probleme, sagt doch der Slipmeister erfreut: "Ihr seid die einzigen in diesem Jahr, die keinerlei Anlagen im Masttop montiert haben." Während ich die Spannschrauben durchsetze, schlägt Astrid die Segel an. Kathena nui ist motorlos. So müssen wir halt segeln, um das Schiff zu verholen. Nachdem Fallen und Schoten klariert sind, stoße ich das Boot vom Werftkai ab. Im Nu stehen Groß und Klüver, und weg sind wir mit Kurs die Schlei ein Stück runter. Alles funktioniert vorzüglich. Astrid und ich haben nichts verlernt. Sanft legt sich das Boot nach wenigen Augenblicken zwischen die Dalben des Missunder Fährhauses. Erst hier freuen wir uns über das Comeback der Kathena nui. Mit einem Sixpack Asgaard. Das ist das göttliche Bier der Wikinger, das in Schleswig gebraut wird.

Nonstop und allein um die Erde segeln ist das höchste für einen Fahrtensegler. Das habe ich mit Kathena nui geschafft. Obwohl die Fahrt 15 Jahre zurückliegt fühle ich mich nach wie vor diesem Boot besonders nahe. Nirgendwo während all meiner Segeljahre war das Wetter auf der Nonstop-Route so wechselhaft, die Stürme furchterregender, meine Stimmungen unterschiedlicher als auf der 271-Tage-Reise von Kiel nach Kiel.

Warum hat nun das Boot so viele Jahre unter einer grauen Plane auf dem Trockenen ausharren müssen. Erstmal wollte ich dieses Schiff behalten, also nicht wie meine anderen Boote verkaufen. Zum anderen kam mir im Laufe der Jahre häufig etwas dazwischen. Beispielsweise 1989 für den STERN die doppelte Atlantiküberquerung mit der Superyacht GATSBY. Im Jahr darauf, unmittelbar nach dem Mauerfall, erkundete ich mit einer Jolle fünf Monate lang kreuz und quer das Segelrevier Mecklenburg-Vorpommerns. Dann folgte eine unserer schönsten nordischen Sommerreisen: die gesamte Ostsee, inklusive baltische Länder, bis hinauf nach Haparanda und retour durch den Götakanal. Jahre später folgte die Nordsee in ganzer Ausdehnung. In der Zwischenzeit Bücherschreiben und Kurzreisen – privat wie für Firmen. Wieder für den STERN organisierte und segelte ich einen monatelangen Protesttörn gegen die Atombombenversuche auf dem Mururoa Atoll im Pazifik. Und dann war da auch ein Jahr mit sehnsüchtigen Gedanken an eine erneute Langfahrt. So ging die Zeit dahin.

Kathena nui ist ein Aluminiumboot, eine vollverschweißte Konstruktion. Einige Leser werden sich erinnern. Ich habe das Boot damals schlecht und schlimmer teilweise nicht ausgebaut und vor allem nicht isoliert. Das haben wir inzwischen nachgeholt. In monatelanger Arbeit wurde die gesamte Inneneinrichtung überarbeitet und ergänzt. Hunderte Brettchen wurden zwecks Isolierung und Schönheit verschraubt und weiß (matt) gestrichen. Aufbau und Deck machte Astrid mit Zweikomponenten Farbe von International und Sand rutschfest. Genauer: Ostseesand wurde von ihr mehrfach mit Frischwasser gewaschen und durch ein Teesieb auf die frisch gestrichene Farbe gestreut. Nachdem die Farbe durchgehärtet war, wurde der lose Sand abgekehrt und das Deck nochmals gestrichen. Der aufgestreute Sand sozusagen versiegelt. Es sieht gut aus und wichtiger, es ist absolut rutschfest. Wenig Arbeit machte das Unterwasserschiff. Es hat die Standzeit fabelhaft überstanden. Keine Farbe hat sich über die Jahre gelöst, schon gar kein "Aluminiumfraß" stattgefunden. Nur mit CleanOkay, eimem Reinigungsmittel wurde es sorgfältig gewaschen und anschließend "mechanisch" naß geschliffen. Ein Anstrich Antifouling Primer und zwei Schichten Trilux Antifouling (International) wurden aufgetragen.

Hier und da waren einige technische Installationen etwas schwergängig. Die Winschen zum Beispiel, die nahm mein Sohn Kym auseinander, der Ruderschaft wurde mit Spüli durchgewaschen, die Aries, eine mechanische Selbststeueranlage, mit WD40 gereinigt und gefettet. Eine Freude war der Mast. 12 Jahre Lagerung in einer Scheune hat er einwandfrei überstanden: keine einzige Oxydation in der Nähe der Nieten und Nirobeschläge. Also, alle Beschläge am Profil sind makellos. Sie wirken vertrauenerweckend. Hier muß ich dem Mastbauer Herrn Köncke von der Firma Reckmann für seine Arbeit sehr danken. Das klingt alles sehr euphorisch, soll es auch, schließlich läßt sich ein Mast mit außenlaufenden Fallen einfacher auf seinen Zustand kontrollieren und abschließend beurteilen. Eine der angenehmsten Tätigkeiten vor einer Reise ist das Auswählen und Auspacken von neuem Tauwerk. Ich bekam von der Firma Liros einen Karton voll geschenkt – zum Geburtstag. Prestretch, Color, Herkules die gängigen Marken. Ich bevorzuge vor allem verschiedene Farben, sodaß sie auch bei Dunkelheit deutlich zu unterscheiden sind. Probleme bereitet mir immer, genau wie Löcher durchs Aluminiumdeck bohren, diese schönen langen grünen und weißen Enden zu zerschneiden. Ich kann mich schwer entschließen. Andererseits: Wenn man neue Fallen einschert, Schoten und Smeerreeps auf Länge bringt ist man fast schon unterwegs. Aber nur fast.

Spürbar ist, daß ein lange nicht benutztes Boot wesentlich mehr Arbeit macht als zunächst angenommen. Derzeit liege ich immer noch am Steg des Missunder Fährhauses/Schlei und montiere täglich irgendetwas: eine Leiste, die 12-Volt Batterie, einen Haken. Die neue 30 Meter lange Ankerkette (8 mm) wird neuerdings direkt durch einen Ketteneinlauf durchs Deck in den Ankerkasten geführt. Doch solch ein wasserdichter Ketteneinlauf-Beschlag ist im Handel nicht erhältlich, folglich mußte ich das Stück aus Niro anfertigen lassen. Neue Relingsdurchzüge einziehen und Wassertanks reinigen sind dagegen simple Tätigkeiten. Gegenwärtig freue ich mich sogar auf die Frage: Wann geht es wieder los? Ich habe nämlich eine Antwort: "Nächste Woche Dänemark. Nächsten Monat Schweden."Und dann? Wenn alles gut geht und ich mit den ersten Segelstücken zufrieden bin, wahrscheinlich zu einem Meer, das nur ihr, Kathena nui, gehört – und mir. Jedenfalls fühlte ich es damals so. Vor 16 Jahren war es für mich das größte Meer der Welt: das Südpolarmeer.






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