Allein gegen den Wind
Rückblick – 20 Jahre nach der Fahrt
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Kap Hoorn – unweigerlich ein Höhepunkt  |  5. November 2000

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Allein gegen den Wind
272 Seiten, 66 Farbfotos,
41 S/W-Abbildungen und Karten, broschiert
Delius Klasing Verlag
EUR 14,90
ISBN 978-3-667-11022-0

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Wilfried Erdmann segelte als erster Deutscher und fünfter Mensch überhaupt nonstop und allein gegen den Wind um die Welt. 32.000 Seemeilen in 343 Tagen von Cuxhaven nach Cuxhaven. – 20 Jahre danach blicken wir auf besondere Ereignisse dieser Fahrt zurück.

Vor 20 Jahren verlor ich viel Kraft mit den Gedanken ans Kap Hoorn. Es würde meine zweite Umsegelung werden. An Mut in entscheidenden Situationen hat es mir jedoch nie gefehlt. Am Tag als ich das weltberühmte Kap sichtete waren alle Sorgen und alles Kopfzerbrechen vergessen. Ich rundete es ohne einen Kreuzschlag. Man glaubt es nicht, abends schon hatte ich das Kap weit achteraus und meine Gedanken gingen nochmals zurück zu Le-Maire, der kritischen Straße zwischen Staten Island und Feuerland, die mich das Fürchten lehrte – 80 Meilen vor Kap Hoorn. »Dort ist die Einsegelung bedenklich«, las ich, aber im Seehandbuch steht immer das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich nahm es dennoch ernst.

In völliger Dunkelheit bin ich dort bei Ebbtide hindurch gefegt. Der feste Barometerstand hatte angedeutet, dass der nördliche Wind anhalten würde. Ich hatte schon Fock 2 stehen und das zweite Reff im Großsegel. Und war vollkommen auf mein GPS fixiert. Die Straße ist zwar 14 Seemeilen breit, aber es war dunkel, Regen, zunehmender Wind und eben Gezeitenströme machten es kompliziert. Die Aries hielt Kurs, und ich konnte zwischen Kartentisch und Cockpit hoch und runter hetzen, was mir trotzdem schwerfiel. Ich hatte nämlich zum ersten Mal das Steckschott fest angeschraubt, so musste ich in voller Montur übers Luk klettern. Glücklicherweise war ich fit und schon recht dünn.




An Deck umgab mich ein mürrisches Dunkel. Ich zitiere aus meinem Buch:

Die Strömung erfasst uns, und es geht mit 10 Knoten über Grund durch die Enge, die eigentlich nicht eng ist. Rechts und links schießt das Wasser senkrecht hoch. Aus Wind wird Sturm. Die Strömung legt zu. Kaum eine viertel Meile Sicht. Die Szenerie wirkt fantastisch. Gischt spritzt seitlich an der Bordwand hoch wie Fontänen in einer Parklandschaft. Wohin ich blicke: weiße Nebel, Nieselregen, weiße Kämme, meterhohe seitlich gedrehte Geysire.

Die Geräuschkulisse dazu ähnelte einem vollbesetzten Sportstadion, mal tobend, mal atemlos, und ich mittendrin ohne Zuschauer. Wahnsinn. Die beängstigende Situation hielt bis zum Morgengrauen an. Als die Finsternis sich hob und der Widerschein das Wasser sichtbar machte, war die Durchfahrt Geschichte. Ich stand in der Linie San Bartolome – Cabo Buen Suceso. Der Wind kam dwars von Feuerland, und er hatte nachgelassen. Ich konnte wieder alle Tücher setzen und die Annäherung an mein Niemandsmeer, die antartischen Breiten, in Angriff nehmen. Meinen damals gerade erdachten Buchtitel »Mein Jahr im Niemandsmeer« fand ich großartig. Jedenfalls schwirrte mir der Titel tagelang im Kopf herum. Fast euphorisch nach dem Schlamassel mit der Le-Maire-Straße und wohl ahnend, dass es jetzt erst richtig losging.











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