Weltumsegler Wilfried Erdmann – Nonstop - Allein gegen den Wind - Rückblick 20 Jahre

Wilfried Erdmann segelte als erster Deutscher und fünfter Mensch überhaupt nonstop und allein gegen den Wind um die Welt. 32.000 Seemeilen in 343 Tagen von Cuxhaven nach Cuxhaven. – 20 Jahre danach blicken wir auf besondere Ereignisse dieser Fahrt zurück.

Wenn ich hier so im Cockpit sitze im Hafen von Mårup auf Samsø und mich beobachte – Beine weit ausgestreckt, links ein Brettchen mit Knäckebrot und Peanutbutter, rechts eine Kaffeemuck – kann ich nicht umhin kundzutun: Segeln und Leben mit einem Schiff ist meine Welt. Auch wenn der Hafen rappelvoll ist, aber natürlich sind an Bord von »Kathena nui« für mich die langen Reisen sehr präsent.

In diesen Tagen muss ich oft an den 23. Juli 2001 denken. Es war ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch, leider mit wenig Wind. Gerne hätte ich unter grün-weißer Genua nach 343 Tagen auf See das ersehnte Ziel angelaufen. Am Vorabend der Ankunft in Cuxhaven war außerdem meine Leselust vergangen. Ich blätterte hier und da in einem Buch, doch meine Sinne waren aufs Segeln und Ankommen ausgerichtet. Auch hatte ich seit Tagen Angst vor Übermüdung und wollte auf den letzten Meilen nichts riskieren.

Klicken Sie auf die Bilder, um eine Galerie aufzurufen. / Fotos: Kym Erdmann, Christoph Edelhoff, Harald Schmitt

23. Juli 00.06 h: Spiegelglatte See. Leichte Westdünung. Segel schlagen. Nur: So habe ich mir das Ende der Fahrt nicht vorgestellt. Flaute, Schifffahrt ohne Ende, Fischdampfer. Dieses Wetter bringt mich zum Reflektieren: Das Warum ist noch immer nicht ganz klar. Leistung? Hm, für wen? Hab doch alles gemacht. Vielleicht weil mich immer das Besondere anzieht, das leicht Unangemessene. Einige Perioden haben mich dennoch erschüttert. Spüre diese Tage als wären sie erst gestern gewesen. Die jetzige Stille werde ich auch noch packen. Mein Wunsch heute die Kugelbake, das Wahrzeichen Cuxhavens wenigstens segelnd zu erreichen, scheint aussichtslos. Mein Glück ist aufgebraucht. Alle 5 Kaps an Steuerbord passiert. Davon habe ich oft und lange geträumt – und jetzt habe ich es getan. Eine Fahrt wie das Leben – voller Freude, voller Leidenschaft und nur an wenigen Tagen eine Qual.

12.30 h: Mein Zielband ist erreicht. Astrid und Kym nehmen mich mit der »Christa« in Schlepp. Beide schick gemacht. Kym mit Kamera springt an Deck rum. Ich berge die Vorsegel und das Grübeln über die Windsituation fällt aus.

Ende und Danke an Astrid. Nur mit ihr war es möglich, dieses Leben mit zwei Nonstopfahrten so geführt zu haben.


	Nonstop, das war meine Welt – Ankunft Cuxhaven \| 23. Juli 2001