Kathena aktuell
Meldungen von Wilfried Erdmann
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»Aluminium ist für mich das perfekte Bootsmaterial, nur dank seiner enormen Verformbarkeit ohne zu brechen hat es diesen Schaden überstanden.« Susanne Huber-Curphey
11. August 2020


Ich greife den Wind
640 Seiten, 150 Fotos, Faksimile und Karten, Klappenbroschur
Delius Klasing Verlag
EUR 19,90
ISBN 978-3-667-11218-7

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Der Sommer ist wieder da. Und ich zurück aus Holland, wo ich eine Bayerin samt Boot besucht habe. Ich mag die Bayern. Sie sind anders. Zumindest während meiner Vorträge habe ich das oft erlebt. Sie denken gleich wegen der langen Anreise an meinen Magen, meinen Durst und überhaupt. Viele sind, wie gesagt, anders. Auch deswegen habe ich mich auf den Weg nach Holland gemacht. Ich wollte Susanne Huber-Curphey kennenlernen, und vor allem ihr Boot »Nehaj« machte mich total neugierig. Susanne kommt aus Ingolstadt und ist die erste Deutsche, die allein eine Nonstop-Weltumseglung im Kielwasser hat: Von Portland (Maine/USA) bis Tasmanien (Australien) mit dem wunderbaren Boot zweimal um das Kap der Guten Hoffnung gesegelt. Das waren fast 35.000 Seemeilen nonstop. Bei der Weiterfahrt über Neukaledonien, die Torres Straße und den Indischen Ozean strandete sie vor dem Hafen von Réunion, einer winzigen Insel im Indischen Ozean. Ich berichtete darüber am 25.08.2019.





Und nun in Sneek erzählte Susanne uns einige Details, die Strandung betreffend. Immer noch fragt sie sich: Warum bin ich nur nicht in den Hafen gefahren? Drei Polizisten waren zuerst vor Ort, als das Boot auf der Backbordseite auf dem Steinstrand lag. »Nehaj« war praktisch begehbar, und der Mast stand trotz heftigster Schläge makellos. Dann kamen Rettungskräfte, die Susanne mitnahmen. Sie folgte ihnen ziemlich widerwillig – ins Krankenhaus. Beide Knie waren verletzt.

Fünf Tage lag »Nehaj« am Strand, bevor die Rettung des Schiffes begann. Mit Bulldozer und einem beweglichen 220-Tonnen-Kran. Dass man auf dieser kleinen Insel so ein Monster zur Verfügung hat verblüffte mich. Aber Réunion ist französisch, Frankreich macht’s möglich. Der Kran stellte »Nehaj« im Hafenbecken ab, und dank dem acht Millimeter dicken Alu-Unterwasserschiff machte sie kein Wasser. Doch sie trug einen vier Meter langen bis zu 20 Zentimeter eingedrückten Backbordrumpf davon. Auf Réunion gab es zwar auch eine Werft, aber fachgerechte Aluarbeiten waren nur bedingt machbar. Also segelte sie nach drei Monaten Richtung Kap der Guten Hoffnung, zwar nicht volle Pulle, doch später weiter über Martinique, Azoren zurück nach Holland zu ihrer Heimatwerft Harry Koopmans Kasko in Sneek – insgesamt 12.600 Seemeilen. In nur zwei Wochen fand die komplette Erneuerung von fünf Quadratmeter Rumpf inklusive größerer Spanten (T-Profile 60x60x6 mm) am Unterwasserschiff statt. Ebenso wurde eine kleinere Beule auf der Steuerbordseite repariert. Und nun saßen wir an Bord – in einer Hand ein Schinkenbrot, in der anderen eine Flasche Amstel. Unglaubliches Gefühl.




Der Schaden ist nun unter starker Mithilfe von Susanne behoben. Um ein vier Meter langes Stück rauszuschneiden und einzusetzen mit neuen Spanten musste sie natürlich alle Möbel in der Kajüte entfernen. Und wieder einbauen. Eine Arbeit, die sie exzellent gemeistert hat. Dort sieht man überhaupt nichts mehr von den Schäden. Man bedenke, sie hat die komplette Kajüte inkl. Isolierung und Elektrik allein bewerkstelligt und den Innenausbau beim Kauf des Rumpfes in Sneek selbst vorgenommen. Exzellent gelungen. Als Architektin hat sie natürlich Geschmack und Können, so etwas zu tun. Und auch die Geduld. Es ist nicht als Selbstausbau zu erkennen. Mir hat es gefallen. Auch wenn sie selbst sagt: »Eine Flex ist mein liebstes Werkzeug.« »Nehaj« ist immerhin 12 Meter lang und wiegt um die 15 Tonnen. Meine »Kathena nui« ist dagegen ziemlich klein und nackt.






So, jetzt noch ein paar bemerkenswerte, spezifische Dinge, die mir ins Auge gefallen sind: Alu-Klappluken, neun Stück für Licht und frische Luft. Zwei wasserdichte Alu-Knebeltüren unter Deck. Die Pinne kugelgelagert mit einem acht Zentimeter dicken Ruderschaft. Winzige Plicht. Die Fenster aus 12 Millimeter Panzerglas und, und ... Da glaubt man, wenn Susanne sagt: »Wasser im Schiff? Nein.«





Sneek war wunderschön. Zig Werften. Zig Seen und Kanäle. Sogar die Stadt ist eine Reise wert. Auch ohne Boot.

Anmerkung: Auch wir haben »Schiffbruch« erlitten. Mein neues Buch plant der Verlag erst für Januar 2021. Da ist man richtig traurig. Es findet also kein Verkauf zur Weihnachtszeit statt. Wieso und warum wirft man so ein Geschäft einfach fort?








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