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Alle Tage nach dem Mauerfall sind für mich Festtage  |  21. Juni 2014


Ich greife den Wind  |  Neu
640 Seiten, 150 Fotos, Faksimile und Karten, gebunden
Delius Klasing Verlag
EUR 24,90
ISBN 978-3-7688-3769-9

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„Alle Tage nach dem Mauerfall sind für mich Festtage.“ Das habe nicht ich gesagt. Das erzählte mir ein Hafenmeister auf unserer Fahrt durch Mecklenburg und Vorpommern. Astrid und ich waren unterwegs – per Auto (pardon) – für eine Geschichte für die „Yacht“. Ja. Leider. Damit meine ich das Auto. Dies vorweg: Ohne Boot fühlt man sich doch irgendwie nackt. Schlimmer: Ohne Schiff bist du an Küste und Seen nichts und niemand. Und obendrein ist’s umständlich. Übernachten im Hotel, sich um einen Parkplatz kümmern, über die Hafen-Promenade spazieren, also nur gucken. Dann im Juni bei bestem Wetter, wo der Tourismus bebt. Das alles machte es kompliziert, unbequem. Dabei war unsere Hauptaufgabe ein Knüller: FRÜHER – HEUTE. 25 Jahre nach dem Mauerfall. Wünsche, erfüllte und unerfüllte Erwartungen der Segler, Geld, Arbeit, Boote. Und vor allem alles übers Wasser. Das Wasser kann nicht reagieren, wenn man es ablichtet, aber die Menschen können und tun es auch. „Gewöhnlich nehme ich Geld dafür.“ Da habe ich Scheu zu berichten. Weiß nicht, ob ich der richtige für solche Geschichten bin. Sollte ich mich nicht besser diesbezüglich zurückgehalten? Mehr lesen Sie im Herbst – in der „Yacht“.


Ein Merkmal Mecklenburgs: wilde Blumen am Wegesrand.

Egal. Ich kenne diese Gegend gut. Habe ich sie doch im Jahr nach dem Mauerfall den ganzen Sommer lang mit einer Jolle umsegelt. Miterlebt die zahlreichen politischen Veränderungen, den Geldumtausch, die Einheit, die Erkenntnisse der Segler nach ersten Ausflügen über die freie, offene Ostsee. Dann: Warnemünde, Darßer Ort, Barther Bodden, Usedom, Lassan, die Peene, alle Ecken und Seen bis zum Ende gesegelt. Das war eine ganz besondere Tour, die man heute nicht mehr nachmachen kann. Diese Freude der Menschen, diese Begeisterung, diese Leere (ja auch, viele waren unterwegs) und vor allem diese wilde Natur. Es war der Sommer, in dem man machen konnte, was man wollte. Ich war unterwegs mit einem motorlosen Zugvogel, auf dem ich auch übernachtete. Es war wundervoll.


Kurzer Segeltörn auf dem Schweriner See.

An den motorlosen Jollensegler erinnert man sich. Das wurde mehrfach erwähnt, als ich jetzt mit dem Auto vor Ort war. Eine leicht negative Grundeinstellung ist jedoch noch verbreitet. Verständlich. Die einen hatten alles, die anderen mussten sich erst sortieren. Primär Arbeit finden und mit den neuen Verhältnissen klar kommen. Gut, ich stelle fest: Es ist nicht mehr so wie damals. Logisch. Der Optimismus von 1990 hat sich gelegt. Und: Man hat zu tun, ganz im Gegenteil zu damals, wo man Zeit hatte für alle und alles.

Ein Beispiel: Rerik, ein Hafen am Salzhaff. Die Liegeplätze haben sich vervielfacht. Es gibt Schilder, Sonnenschirme, Hafenmeister und Lokale, Lokale. Um 1990 vom Hafen auf die Ostsee zu gelangen wurde meine Jolle kurzerhand die 200 Meter über die schmalste Stelle getragen. Zwei Stangen unters Boot und vier Männer vom Segelverein und es war geschafft. Heute geht das überhaupt nicht mehr. Die Enge ist zugebaut. Mitglieder vom Verein finden wir auch nicht.

Ich wünsche eine schöne Kieler Woche, die morgen beginnt. Ich werde sie diesmal besuchen und berichten. Eine lange Wartezeit auf eine neue Meldung wird es nicht geben.







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