Samstag, 14. Sept. 2013. Mit der Post kommt das Laura-Dekker-Buch. Eineinhalb Jahre nach ihrer Reise habe ich ein Exemplar davon in der Hand, dass so dick ist, das es nicht in den Briefkasten passt. Neugierig reiße ich die Verpackung auf. Blättere darin, wie üblich von hinten nach vorne und wieder zurück. Viel Text. Sehr viel Text für eine Fahrt um die Erde. Noch mehr Fotos. Hinreißende Kinder- und Jugendabbildungen Lauras. Als Alleinseglerin. Gefühlte 100 Aufnahmen von ihr.

Auch das ist sehr schön: Laura hat mir einen Gruß reingeschrieben. Das freut mich sehr. Danke.

Ich lese. Es wird sofort spannend. Ich bleibe dran, denn gleich wird ihr Kampf gegen die Behörden dargestellt.

Hier Lauras Geschichte: Die 14-jährige Holländerin möchte um die Welt segeln. Allein. Darf aber nicht. Ein Familiengericht in den Niederlanden hat es ihr untersagt. Sie sei zu jung, zu unerfahren, den Anforderungen physisch und psychisch nicht gewachsen. Sowieso herrsche in Holland bis zum 16. Lebensjahr Schulpflicht.

Als ich das erste Mal darüber las und hörte war ich sprachlos. Laura konnte durchaus segeln, durfte trotzdem nicht auf Weltreise gehen. Und das im liberalen Holland, wo es sonst viele Freiheiten gibt. Ich dachte, dass nur Behörden in Deutschland so streng urteilen würden. Auch war ich vor vier Jahren der Meinung: Wer allein wie Laura an der holländischen Küste klarkommt, sogar über die Nordsee nach England segelt, mit der diffizilen Themsemündung zurechtkommt, der würde auch auf der Tropenroute um die Welt seglerisch bestehen können. Gut. Nach einem langen Kampf mit dem Gericht hatte sich die Sache geklärt. Laura durfte übers Meer segeln. Sogar allein. Inzwischen war sie schon 15.

Ich habe es auch geschafft. Zwar war ich zehn Jahre älter, hatte aber im Gegensatz zu Laura keinerlei Segelerfahrung, niemanden, an den ich mich wenden konnte, der mich unterstützt hätte und den ich hätte fragen können. Das war bei der jungen Holländerin nicht der Fall. Beide Eltern unterstützten sie mit aller Kraft. Zum einen konnte sie richtig segeln. Das hatte sie mit Kleinbooten auf See vorher bewiesen. Außerdem ist Navigation heutzutage dank GPS kein Problem. Dann gibt es zuverlässige Selbststeueranlagen, die das Fahrtensegeln grundsätzlich revolutioniert haben. Und handwerklich sollte man ihr auch einiges zutrauen. Wer von Kind auf segelt, hat Geschick.

Man bedenke, auch die Jugendlichen in der ehemaligen DDR haben alles riskiert, um herauszukommen. Und nicht aus Abenteuerlust, sondern des Systems wegen. Das trägt schwer. Also, für mich gab es schon damals ein klares „ja“ zu Laura Dekker.

Warum ich so detailliert auf sie eingehe? Nie zuvor wurde ich auf eine seglerische Sachlage dermaßen oft angesprochen. Selbst unsere Lokalzeitung berichtete seitenweise. Ich hoffe auch über das vorliegende Buch.

Die Weltumseglung, die sich Laura so sehr wünschte, ist ihr gelungen. Ganz schön mutig! Ihrem Buchtext, den man auch erstmal zusammenbringen muss, gebe ich die Note 10. (An niederländischen Schulen werden Noten von 10 bis 1 vergeben.) Die 10 steht für ausgezeichnet. Gern würde ich mal einen ihren selbstgebackenen Keks essen, von denen sie wiederholt schwärmt.

Ich wünsche Laura viele Leser, noch mehr Käufer und möchte sagen: Das Besondere im Buch sind die kursiv gesetzten fremdsprachigen Wörter, die zum Wortschatz der jungen Autorin gehören. Titel des Buches: EIN MÄDCHEN, EIN TRAUM Auch die Zahlen verheißen Gutes: Format 22 x 15 cm; 324 Seiten; 127 Fotos; 645 Gramm; 19.90 Euro.