„Die skandinavische Acht“ „aufbewahrt“. Dafür um Erlaubnis gefragt habe ich Wolf Biermann nicht. Das geht mir bei unserem Wiedersehen durch den Kopf. Hoffentlich merkt er es nicht an. – Nein, er freut sich. Fragt auch sonst nicht, was ich und wir so im Leben machen. Jedenfalls gibt’s keine langen Vorreden, er stellt gleich seine Segelfreunde Burkhard und Manfred und deren Schiff VIKING vor und greift zur Gitarre. Dazu gibt es original französischen Landwein und unterhaltsame und teils weniger amüsante Geschichten. Von ihm und über sein Leben ist in den letzten Jahrzehnten bei Gott vieles veröffentlicht worden. Nein, wir reden ganz allgemein über das Leben und den Tod (sein Freund Arno Lustiger ist an diesem Tag gestorben), über die Liebe, über die Zeit des Mauerfalls und die daraus resultierenden Umbrüche, also auch über meine Jollenreise durch Mecklenburg-Vorpommern im Jahr nach dem Mauerfall, die er in meinem Buch gut beschrieben fand. Wolf Biermann ist alles, aber kein Segler und trotzdem sagt er dies über den Palstek: „Der Knoten, den man nach tonnenschwerer Belastung mit einem Finger öffnen kann – eine wundersame Erfindung.“ Den kann er blind.

		Worüber sollte man mit ihm überhaupt reden. Besser: Wir hören zu. Büchnerpreisträger und wichtiger und noch in Erinnerung für viele Menschen seine Ausbürgerung aus der DDR 1976 nach einem fünf Stunden Konzert vor 8000 Zuhörern in Köln. Damit hat er den Untergang der DDR oder besser umgekehrt die DDR ihren eigenen Untergang angeschoben. Heute frage ich mich, ob die vielen Segler in der DDR, die ins Weite planten, ihre Vorstellungen in etwa umgesetzt haben? Nach diesem Abend habe ich das Gefühl, diesen Mann schon immer zu kennen. Zum Abschied schenkt er Astrid einen handgeschriebenen Liedertext, den ich hier abbilde – ohne seine Genehmigung. Vielen großen Dank.
		Ermutigung, Wolf Biermann (zum Vergrößern aufs Bild klicken)