Kathena aktuell
Meldungen von Wilfried Erdmann
   Home | Kathena aktuell | Nonstop | Bücher | Segeltörns | Seemannschaft | Vita | Archiv | Impressum
Die skandinavische Acht  |  20. August 2010


Ostsee-Blicke
272 Seiten, 43 Farbfotos,
56 S/W-Fotos und Karten, broschiert
Delius Klasing Verlag
EUR 12,90
ISBN 978-3-7688-2460-6
Bestellen bei:


Wir sind wieder da. „Kathena X“ unten an der Schlei am Fährhaus vertäut. Wir oberhalb - im Haus. Unvertäut. Die Post der letzten Monate noch nicht gelesen. Logisch, die 198 Mails ebenfalls nicht. Werden aber alle beantwortet. Die erste Nacht, so eingemauert, war heiß und machte schlapp, uns fehlte die frische Luft. Uns fehlte das leise Plätschern am Rumpf, das leichte Schlagen eines Falls am Mast. Uns fehlte der Wetterbericht!


Unsere Route: die skandinavische Acht.

Nun, der bestimmt nicht. Zu Beginn der Fahrt amüsierten wir uns noch über all die „Sklaven“ der Wettervorhersagen, zum Ende hin steckten wir selbst mittendrin. Welche Vorhersage trifft denn nun zu? Wir trafen Ostseesegler, die ihre Fahrt beenden wollen, um hauptsächlich dem Wetterbericht-Hören oder Informieren zu entkommen.

Was nun? Soll ich berichten, was so passiert ist? Wohl nicht, denn diese Acht haben viele gesegelt und beschrieben. Daher habe ich auch nur einen Abriss im Auge. Hier ein paar Fragen, Antworten und Stichworte, die uns unterwegs aufgefallen sind und beeindruckt haben:

1.
Das Schönste: Die Luft. Die allgegenwärtige frische Luft. Hat natürlich auch mit unserem jollenartigen Segelboot zu tun. Das Leben findet überwiegend draußen statt – was Wunder bei 1,40 Meter Stehhöhe sind die Luken immer geöffnet.

2.
Licht: Das Sommerlicht des Nordens. Klar doch bei Tag aber auch des Nachts. Es gibt Tage, da hat man den Eindruck - es wird überhaupt nicht dunkel. Das Licht schwebt abends um 11 übers Deck und morgens um 4 ist es bereits total hell. Je nach Wetter. Die Folge des Lichts: Es beflügelt.

3.
Warum eine X 79? Warum? Der Wunsch meiner Frau Astrid stand im Vordergrund. Sie liebt sportliches Segeln. Wer vom Sport kommt will immer schnell sein. Das hat sie auch bekommen. Und auch das: schneller segeln als manch andere Yacht. (Dann lässt sie keinen an die Pinne, was mir nur recht war.) Mehr Warums? Wenn wir reisen, probieren wir gerne ein anderes als das alltägliche Yachtleben aus. Also Leben ohne Rollsegel, Reling, Kühlung, Stehhöhe und so weiter.

4.
Aufgefallen? Dass andere X 79 Segler einen Bogen um uns machten. Hier sind auch andere Kleinbootsegler mit einbezogen. Warum? Kann ich nicht beantworten.

5.
Hafenmeister? Ich brauche sie nicht. Aber es gibt sie kaum noch auf unserem Kurs. Entweder sind sie geschwätzig oder schlecht gelaunt. Am liebsten sind mir die Studenten(innen) im Sommerjob, die abkassieren.

6.
Hartwind? Hatten wir. Drei Reffs im Groß, Sturmfock, die orangefarbene von der „Kathena nui“, die Kap Hoorn schon gesehen hat, 6 Quadratmeter klein. Und gebraucht, man glaubt es nicht, im Småland-Fahrwasser.

7.
Das längste Seestück? Die Nachtfahrt von Norwegen nach Skagen, Dänemark. Wundervoll. Aus meiner Sicht.

8.
Das Ulkigste? Als ich einen Lachanfall bekam. Morgens um 4 am Skagen Rev. Der Wind hatte uns verlassen und eine schreckliche See schüttelte die Segel und uns. Also Außenborder an und durch die Seen. Damit der Propeller wegen des Wellengangs nicht freikam, war Gewichtstrimm notwendig: Ich lag am Heck quer zum Boot und Astrid halbwegs auf mir. In unserem Alter sicher ein Bild zum Erinnern.

9.
Die ist schnell?! Oft gestellte Frage und Antwort in einem.

10.
Der Familienhafen? Osterby Havn auf Læsø. Paradiesisch. Liegt gleich neben einem weißen endlosen Sandstrand. Wenige Meter zu einem Restaurant. Wenige Meter zum Kaufmann. Kostenfreie Busfahrten über die Insel. Leere/Weite/Wildnis. (Übrigens: Dagegen hat Anholt nach unserem Geschmack keine Chance).

11.
Das teuerste Essen und Trinken? Keine Frage in Norwegen. 1 Liter Milch eineinhalb Euro, ein kleines Bier 6 Euro, ein Wasser nicht viel weniger. Eine essbare Pizza 20 Euro.

12.
Billig auf der Acht? Nirgendwo. Nichts. Wer günstig leben will, ist auf diesem Kurs verkehrt. Jedoch wichtig: Die Qualität der Lebensmittel war Spitze. Übrigens: Armsein schien auf dieser Route nicht vorstellbar.

13.
Was uns störte. Hier und da die Livemusik im Hafen – meist bis Mitternacht und darüber hinaus mit zunehmender Lautstärke.

14.
Segeltechnik? Wer schnell segelt, ist auch schnell am Ziel. In unserem Alter geht daher Zeit drauf, um sich anschließend zu erholen. Wohl wahr.


Starkwind durch Belte und Sund bringt uns rasch nach Hause.

15.
Fördernde Rituale? Früh aufstehen – 5, 6 oder 7 Uhr los. Stück segeln und dann vor Anker gehen oder festmachen, um zu frühstücken – mit Porridge, Kaffee und Brot.

16.
Liegeplatz im Hafen? Für unser Boot (7,90 m) nirgendwo ein Problem.

17.
Schuhwerk? Auf einem Boot ohne Reling, ohne Rollsegel und über die offene See waren Schuhe und Stiefel enorm wichtig. Ich trug Schuhe von Musto (Performance Deck) und fühlte mich total sicher an Deck. Eigentlich mehr als sicher, sie schienen zu kleben und sind auch schick.

18.
Das schönste Reiseboot? „Playmobil“ – eine 11,5 Meter Breehorn-Konstruktion aus Holland.

19.
Dazugelernt? Dass man nicht perfekt ist und sein kann. Zum Einen ist Perfektsein langweilig, zum Anderen kann es im Umgang mit Boot und Meer keine Perfektion geben. (Auch wenn Fachzeitschriften das suggerieren.)

20.
Erster Eindruck bei Annäherung der deutschen Küste? „La bella Germania!“ (Astrid).


Kartoffeln, alles was der Garten nach der Reise hergibt.

21.
Wird das wieder ein Buch? Ein Buch wohl nicht. Eher ein Büchlein. Ein Erzählendes. Es soll unterhalten, Vergnügen bereiten, Sehnsucht stillen – oder entfachen. Gut. Deswegen mache ich hier Schluss und lege los. Die ersten Tage nach einer Fahrt sind die Kreativsten.

Soweit meine Auflistung unserer 75 Reisetage und 1000 Seemeilen.







Home  |  Kathena aktuell  |  Nonstop  |  Segeltörns  |  Bücher  |  Seemannschaft  |  Vita  |  Archiv  |  Impressum
  |  Optimiert für eine Auflösung von 1024 x 768 Pixeln  |  Gestaltung: www.erdmann-design.de