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Skagerrak, hier ist mein Revier  |  27. Juli 2010


Ostsee-Blicke
272 Seiten, 43 Farbfotos,
56 S/W-Fotos und Karten, broschiert
Delius Klasing Verlag
EUR 12,90
ISBN 978-3-7688-2460-6
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"Ich bin wieder hier / In meinem Revier"

Marius Westernhaben singt vom Dreck, den er liebt (angeblich im Ruhrgebiet). Ich schreibe von der See, vom Skagerrak, den ich gestern erlebte – und liebe (nicht angeblich. Wirklich.) Nach 6 bis 8 Querungen, je nachdem wie man die Kurslinie zieht.

Meine/Unsere 9. Querung stand mit "Kathena X" bevor. Von Nevlunghavn nach Skagen. 85 Seemeilen. Also kein grosses Ding. Doch irgendwie haute der Start nicht hin. Innen wie aussen oder umgekehrt. In den schroffen Felsen Norwegens wehte es mehr, als uns lieb war. Südwest 7, dann Nordost 7. Dazwischen Flaute. Ich bunkerte 5 Liter Benzin extra. Und endlich gab's eine Vorhersage mit nördlich bis östlichen Winden. Wir los. Genau mittags 12 Uhr. Das bedeutete eine Nachtfahrt. Mit einer X79. Das Richtige sicher nicht – höchstens das Notwendige. (Das ist ein grosser Unterschied.) Dazu: Kein beleuchteter Steuerkompass, keine Reling, keine Übung.

Also legten wir ab. Die See unruhig – schon auf der ersten Seemeile das Deck nass von einer alten nachlaufenden See. Nach Verlassen der Schären vor Nevlunghavn schüttelte sie das Boot unter Gross und Fock. Ich beruhigte uns: Das ist nur wegen der Strömungen an der Küste. Nun, einmal unterwegs ging es weiter. Der Skagerrak wurde weit und weiter, das Wasser tief (200 bis 500 m), aber die Unruhe blieb. Ich wünschte, ich wäre dem Skagerrak mit einer X79 begegnet, als ich noch vollständig war. (Mit der X bin ich es noch nicht.) Aber es hat keinen Sinn, darüber nachzugrübeln.

Wir machten Knoten. Wir machten Meilen. Wir kamen fein voran. Das Land verschwand achteraus. Die See gehörte uns. Schiffe und Boote waren nicht auszumachen. Wir waren total allein. Keine Felsen beschäftigten uns. Ein grossartiger Moment nach Jahren der Unter-Land-Segelei. Die mitgenommenen belegten Brote gehörten mir. Der Kaffee als Krönung ebenfalls. Astrid begnügte sich mit Knäcke und Wasser. Ihr ging es schlecht bis sehr schlecht. Trotz allem ging sie ihre Steuerwache. Zweistündlich lösten wir uns ab. In der Nacht stündlich. Aber was ist Nacht auf 58 Grad Nord im Sommer: 5 Stunden mit den Farben der untergegangenen Sonne im Rücken und dem Mond voraus, der auch grossartig zum Kurshalten benutzt wurde. (Unser Peilkompass eignete sich nicht zum Steuern.)


Grenen, wo sich Nordsee und Ostsee küssen.

Kalt? Nein. Höchstens kühl. Müde? Schlaf fand nicht statt. Zu laut. Zu unruhig die See. Zu gross unsere Anspannung. Der Strom drückte uns im Norden nach Westen und im Süden nach Osten. Die Tonne Skagen Rev erwischten wir mit Flaute und Kreuzseen. Fünf Meilen vor der Tonne war nämlich mit einer schwarzen Schauerboe Schluss mit dem herrlichen Nordost. Als es mit den schlagenden Tüchern zu kritisch wurde starteten wir den Aussenborder. Damit der Propeller bei Seegang nicht freikommt, lag ich querschiff auf dem Achterdeck und Astrid steuerte Kurs ins Morgengrauen. Ein Bild zum Schreien – bezüglich Gewichtstrimm.

Um kurz nach 6 Uhr in der Früh machten wir nach 18 Stunden Fahrt fest. In Skagen. Nichts als Masten. Alle drei Hafenbecken gefüllt. Was nun? Dank unserer Gütersloher Freunde Marion und Jürgen landeten wir im Skagen Sejlklub. Längsseits und ruig. Kaffee und Marmeladenbrote. Danach wollten wir nur schlafen.

Geschrieben im Sjømandshjem Skagen.







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