Sturm. Orkan. Heute weht es im Land zwischen den Meeren (Schleswig Holstein), dass Pfannen von den Dächern fliegen, Bäume entwurzeln und so manches Boot im Freigelände schwankt. KATHENA NUI nicht. Sie steht fest auf ihrem Bock. Allemal fester als meine Bäume auf der Obstwiese, die erheblich an Schräglage gewonnen haben.

Der schwere Sturm bringt mich gedanklich unweigerlich auf See. Indes: Auch wenn ich schon viel darüber geschrieben habe, trudeln regelmäßig Fragen zu dem Thema ein. Wie war es nun bei richtigem Sturm und brechenden Seen? Vorab das Wichtigste nicht nur für einen Alleinsegler: Meine Windfahnensteuerung (Aries) funktionierte auch bei Schwerwetter auf Amwindkurs, sowie vor dem Wind. Und schon seltsam: teils auch ohne Segel vor dem Wind. Großen Dank an den Bootskonstrukteur. Ich denke vor allem, der unterteilte Lateralplan und die Kuttertaklung sind ausschlaggebend. Das Wissen um die einzigartigen Steuereigenschaften unter Windfahne gab mir unheimlich Vertrauen. Wie sich das Boot mit ein paar Quadartmetern Tuch (und ich hatte 1984/85 immer Segel gesetzt) förmlich aus den schweren Seen herauszog und unvergleichlich voranschoss, war nur zu bewundern. Diese berauschende Tatsache verdrängte mühelos den Umstand, dass Leichtbauten auch eine unangenehme Seite haben: In Sturmseen hopste mein Schiff und knallte auf die Wellen, dass man hätte meinen können, der Bug würde abreißen.

Auf meinem Kurs gegen den Wind durchs Südpolarmeer hatte ich, logisch, mit Amwindkursen zu tun. Dort segelte ich bis Windstärke 8 und 9 noch mit Sturmfock (3 qm) und durchgerefftem Großsegel (7 qm) gegenan. So etwa 70 Grad zum Wind. Also, nicht ganz dicht geholt die Segel. Auch hier funktionierte die mechanische Steueranlage. Makellos. Selbst in einem Wetter mit 10 Beaufort arbeitete ich noch mit einem Rest Segel (Groß) und dem Bug voran. In meinem schlimmsten Sturm (im Agulhasstrom) ließ ich das Boot schon mal einfach vor Top und Takel treiben, wobei die Seen leicht achterlich einkamen. Die Pinne war in Luv mit Gummistropps festgelascht. Kurz: Ich hantiere seit über 30 Jahren nicht mehr mit Treibanker oder Schlepptrossen. Ein sich frei bewegendes Boot auf offener See bietet den anrollenden Wellen den geringsten Widerstand. Diese Anmerkung, da verstärkt in Fachzeitschriften wieder von Wellen aussegeln, von Treibankern und Trossen geschrieben wird.



Hier ein Hinweis zu meinem Hörbuch "Allein gegen den Wind" – Nonstop in 343 Tagen um die Welt. Der Verlag verabschiedet es in naher Zukunft aus dem Handel. Schade, Schade. Andererseits war das Hörbuch auch kein Renner – obschon gelungen. Die technischen Daten: 3 CDs, Laufzeit 234 Minuten, gelesen von Dietmar Mues, 25 Euro. Zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim Delius Klasing Verlag. Wer die wunderschön aufgemachte CD-Box noch haben möchte, sollte sich beeilen.

(Anmerkung: momentan ist das Hörbuch für 12 Euro als Download bei segel-filme.de erhältlich)

 nach oben