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Alle Nordfriesischen Inseln besucht  |  21. Juli 2005


Segeln mit Wilfried Erdmann
512 Seiten, 31 Farbfotos,
192 S/W-Fotos und Zeichnungen, diverse Faksimiles, Tabellen und Karten; Klappenbroschur
Edition Maritim
EUR 29,90
ISBN 978-3-7688-506-7
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Tag 38 – man glaubt es nicht, die Fahrt ist zu Ende: In Süderstapel an der Eider haben wir KATHENA GUNILLA aus dem Wasser geholt und bei uns auf die Wiese gestellt. Im Kopf schon der Gedanke: verkaufen. Warum so plötzlich? Zum einen aus Zeitgründen, aber auch weil ich alle Nordfriesischen Inseln besucht habe. Genauer alle, die möglich waren. Leckerbissen wie Süderoog, Norderoog Sand und Habel liegen im Naturschutzgebiet Zone 1 und sind absolut verboten anzulaufen. Wer es trotzdem tut, der riskiert viele Scheine als Strafe, oder das Boot wird gar konfisziert.

Hallig Hooge habe ich an einem schönen Segeltag verlassen, um Japsand zu besuchen. Die Nordspitze ist frei für Besucher. Na, als der Anker fällt ist annähernd Hochwasser. Glücklich springe ich über Bord: Ankern ist Segelqualität. Ich laufe eine Runde, ich laufe eine zweite, ich gehe die dritte. Schau mich um und sehe Sand, groben, weißen Sand und zermalmte Muscheln. Muscheln wohin das Auge fällt. Am Westufer finde ich ein paar Fischkisten und Netzstücke. Zerfetzte Reste von Fischernetzen, die man überall am Strand, im Anker, an den Stacheldrahtzäunen der Halligen findet. Bei Landunter werden sie dort hineingespült.

Leider an dieser Stelle keine Fotos, da die Post diese verloren hat.


Nach der vierten großen Runde sind zwei Stunden um, und ich habe alles gesehen. Vermeintlich. Die Sandinsel ist platt wie eine Flunder und "ragt" bei Hochwasser einen knappen Meter aus dem Wasser. Zudem bietet Japsand bei Südwind keinen Schutz. Und ich habe Südwind. Also, Anker auf und zurück nach Hooge. Nicht in den Hafen, nein, an der Nordküste lege ich uns auf drei Meter Wasser vor Anker. Es wird eine unruhige Nacht. Ich falle trocken (absichtlich), der Wind dreht auflandig, morgens werfen die Ausflugsschiffe Wellen, die GUNILLA auf dünnen Schlickgrund rumsen lassen. Beim ersten Aufschwimmen heiße ich Segel und bin weg: Nordstrandischmoor ist mein Ziel. Übers Rummelloch erreiche ich es gegen einen mittelstarken Ostsüdost. Nach 22 Kreuzschlägen bin ich im vier Liegeplätze-Hafen. Das war mühsam und nass und – endlich mal richtig gesegelt. Es hätte weiter gehen können, nur danach kommt nichts mehr. Hier im Sielhafen greift die Entscheidung, meine Fahrt via Eiderstedt an der Eider zu beenden.

Doch zunächst geht’s noch mal nach Pellworm, wo ich zwischen Pfählen im satten Schlick liege und mir Momme erneut ein Fahrrad auf den Steg stellt: "Zum freien Gebrauch." Als Zugabe noch Getränk und Sandwich. Momme von Holdt verleiht Fahrräder – im Kopf ist er allerdings immer unterwegs. Nicht mit dem Rad. Während er schraubt und justiert ist der Pellwormer in Gedanken auf dem Atlantik, setzt gerade die Genua, reißt an den Schoten oder zieht mit dem Bleistift einen Kurs in die Seekarte. Derzeit plagt ihn der Kurs: "Soll ich von Westindien direkt zu den Azoren oder doch besser via Bermudas." Ja, sein absoluter Traum ist eine Nordatlantikrundreise.

Pellworm – Schülpersiel. Mit 36 Seemeilen mein längstes Segelstück und das via dem "Kap Hoorn" Nordfrieslands, dem Eiderstedter Sandzipfel. Alles geht gut. Die Tide schiebt, die Tide setzt quer, die Tide setzt gegen, und letztendlich ist sie von neuem auf meiner Seite. Es rauscht, es plätschert, und die Sonne scheint. Es ist mein schönster Segeltag. Nur schade, dass ich die Nordsee jetzt verlasse.

Schülpersiel ist dann recht paradox. Trotz Naturschutzzone 1 samt hoher Auflagen sympathische Stimmung à la Wildwest. Erinnert mich an Vereinsanlagen in der ehemaligen DDR. Alles selbst gebaut und angepflanzt. Bier, Limo und Heißgetränke im Vereinshaus kosten 1 Euro. Die Tische haben allesamt Schlingerleisten. Stelle mir vor, dass man sich nach zwei Bier zwar immer noch im Schlickhafen Schülpersiel befindet, sich aber fühlt als wäre man auf hoher See.

Über Tönning und zwei oberherrliche Ankerplätze am Ufer der breiten Eider geht es zu Ende, im Vergleich zu Schülpersiel, im bürgerlichen Süderstapel. Gut, wer eine Frau hat, die mit dem Trailer an der Rampe steht und Arbeitshandschuhe für beide mitgebracht hat.

Es gab keinen Tag, an dem ich nicht gefragt worden bin: Gibt’s davon ein Buch? Davon gibt’s doch bestimmt einen Bericht? Solche Erwartungen ehren mich. Natürlich. Danke. Hier auf meiner Seite, stelle ich einen Erlebnis-, Unterhaltungs- und zugleich Informationsbericht zusammen, denn es gibt noch mehr zu erzählen. Oder: Vielleicht bewerbe ich mich doch bei der YACHT mit meiner nordfriesischen Geschichte. Fotografiert habe ich – neben den Schnappschüssen mit der Polaroid-Kamera – auch mit einer Spiegelreflex.






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