"Du hast lange nichts geschrieben", drängelt meine Frau. "Nun mal ran." Aber: Bei mir gibt’s keine "maillights". Nichts Außergewöhnliches, das wert wäre, darüber zu berichten. Der Alltag ist eher von Eintönigkeit geprägt. Texte für mein Buch "Segeln mit Wilfried Erdmann", das ich aktualisiere und ergänze, stehen im Vordergrund. Eine Überarbeitung ist irgendwie langweilig, egal ob die Themen "Kauf eines Bootes", "Navigation einfach gemacht" oder "Los geht's" heißen.

Abwechslung brachte vorige Woche ein Mann, der mit einem fast fertigen Modell der "Kathena nui" in der Hand vor unserem Haus stand. Es war der Modellbauer Werner Müller aus Herford. Da ist man erst mal sprachlos. Er baut mein Boot im Maßstab 1 : 10 nach. Originalgetreu wie ich mich an Hand des bisher gefertigten Rumpfes überzeugen konnte. Selbst die Inneneinrichtung ist schon bestaunenswert. Kein Detail scheint Herrn Müller zu mühsam. Nichts hat er vergessen – von den Gardinen bis zu den beiden Petroleumlampen stimmt alles: die blaukarierten Tücher auf den Kojen; eine Seekarte auf dem Kartentisch; die beiden Wasserpumpen an der Spüle. Alles ist vorhanden. Der zweiflammige Kocher – man staune – der gimbelt sogar. Seine feinste Modellarbeit setzte Werner Müller an Deck fort: Die Luken haben gängige Schraubverschlüsse; Blöcke sind rollfähig; Relingstützen verjüngen sich wie die Originalen; Relingsdraht misst tatsächlich 0,8 mm, also ein Zehntel. Selbst die Aries-Selbststeueranlage soll funktionsfähig installiert werden – mit Windfahne, Rollen, Ritzel und umgelenkten Tauen. Die Form des Bootes hat er dem Linienriss aus meinem Buch „Segeln mit WE“ exakt entnommen. Verblüffend. Das Deck beispielsweise genauso kariert und mit Sand bestreut wie auf der Original-Kathena. Nur dass er sich anstatt Sand vom Strand feinkörnigen Vogelsand beschafft hat. Nun ja ... Übrigens: Beschläge, Ritzel, Relingstützen und dergleichen wurden auf einer speziellen Drehbank für Modellbauer gefertigt. Jetzt ist das Rigg dran, und dafür hat Herr Müller hier am Mast die Maße abgenommen. Im Januar soll das Modell fertig sein. Vielleicht stellt mein Verlag es auf der „boot“ in Düsseldorf aus. Wäre ein Hingucker. Sicher einzigartig, sofern Werner Müller seine Arbeit in der Qualität fortsetzt. Und davon bin ich überzeugt. Danke.

Und zum Buch "Ein deutscher Segelsommer". Weiter in der Bestsellerliste. Herrlich. In Ueckermünde lese ich gerade, ist es ausverkauft. Der Verlag schaltet wunderbare Anzeigen. In der "Segler-Zeitung", im "Palstek". Da freut man sich. Ohne Reklame ist heutzutage alles nichts. Auch danke dafür.

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