Kathena GunillaEin deutscher Segelsommer
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Stürmische Tage  |  25. Juni 2003 zurück zur Übersicht


Nordsee-Blicke
288 Seiten, 60 Farbfotos,
39 Abbildungen und Karten, broschiert
Delius Klasing Verlag
EUR 12,90
ISBN 3-7688-1780-6
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10.00 Uhr in Wiek. Ich kann nicht absegeln. Es stürmt weiter ununterbrochen aus West. Trotz Mole ist dieser Hafen für kleinere Yachten bei West – Nordwest nicht sonderlich geschützt. Die Gischt fliegt über den Wellenbrecher direkt aufs Vorschiff der schlanken KATHENA GUNILLA. Der Schwell lässt uns jämmerlich rollen. Vorletzte Nacht war’s noch schlimmer. Wir lagen quer zum orkanartigen Wind am Fingersteg und hatten das Boot mit acht Festmacherleinen gesichert – Nässe und Salz überall.

Nach dem langen Sturm auf Hiddensee Ende der letzten Woche mit viel Sand an Bord also jetzt die totale Schaukelei und Salz. Überhaupt verfolgen mich die Ostseestürme: Wormshöfter Noor, Rødbyhavn, Kühlungsborn, Ahrenshoop, Barhöft. Ich meine hier natürlich mehr die Jollenstürme (Wind 6-7 Beaufort). Bei solchem Wetter zuhauf lässt die Begeisterung an Natur und Menschen am Wege nach. Klar. Hat man doch Sorge ums Boot, macht sich mehr Gedanken ums Weiterkommen. Vor allem das leichte, lockere Segeln findet selten statt. So viele "Wettergedanken" habe ich mir auf dieser Osttour eigentlich nicht vorgestellt. Es sollte doch ein Kuscheltörn werden nach der langen Allein-gegen-den-Wind-Strecke. Doch bisher ist davon relativ wenig umgesetzt, was man in diesen Gewässern (Bodden) selbstverständlich vermutet hätte.



Kym hat mich ein paar Tage besucht. Ohne Zweifel in Erwartung schöner, sonniger Sommersegeltage. Doch was ist passiert: Fast immer viel und zuviel Wind. Nie sind wir unter 5 Knoten Fahrt gesegelt. Es rauschte, gurgelte und schäumte stets. Nachdem es uns in Vitte/Hiddensee zu lange stürmisch war, haben wir bei Stärke 7 aus West Segel gesetzt und sind durch die Bodden nach Breege gesegelt. Nur mit der Fock (4,5 qm) und das war zeitweise ein Zuviel an Segeltuch. Wir rauschten durch die leeren Wasserarme. Kein Mensch war unterwegs. Das Segelstück wurde auch von mir begeistert aufgenommen, zeigte KG, dass sie nicht nur schön ist, sondern auch schnell und sicher segelt. Es kam kaum Wasser ins Cockpit. Jedoch zur Abfahrt auf Hiddensee musste ich mich allerdings von meinem Sohn drängeln lassen. Lag auch daran, dass keine Yacht den Hafen verließ. Das suggerierte schlechtestes Wetter. Als wir in Breege angekommen waren, sprudelten wir über vor Freude, vor innerem Feuer und Begeisterung. Der Petroleumkocher wurde angeschmissen und Kakao gekocht – für Bier war es zu kalt. Danach gab’s Spaghetti mit Tomatensauce und Salat. Essen im Restaurant hätte den Abend zerstört.

Segeln und leben zu zweit an Bord einer Hansa-Jolle? Es ist verdammt eng. Ständig müssen irgendwelche Dinge gesucht werden. Sehr mühsam, allemal wenn das Wetter nicht mitspielt. Spannend das Essenkochen: Ich sitze backbord, Kym achtern quer. Um uns herum die ganzen Kochutensilien. Es darf sich keiner ruckartig bewegen, sonst kippt der Nudeltopf oder der Teekessel um. Also zu zweit? Aus meiner Sicht: Sieben Tage reichen, auch wenn’s der eigene Sohn ist.

12.00 Uhr in Wiek. 38 Stunden Sturm am Stück. Die Kirche (800 Jahre) ist besichtigt. Die Werft, das Dorf, die Stadt. Jetzt könnte das stete Pfeifen innerhalb des Hafens mal nachlassen. Der Hafenmeister wird auch nervös: Keiner besucht ihn. Er hat den Hafen 2003 gepachtet, und so sind fehlende Yachten eine Katastrophe. Das heißt heute wieder keine Einnahmen, denn auch die "Weiße-Flotte-Schiffe" fahren heute nicht. Sie bezahlen nur für genutzte Hafentage, so wie ich für sechs Meter sechs Euro. Toilette/Sanitär topp. Duschen spritztechnisch das Beste bisher.
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