277. Tag | Position: 33° 50' Süd – 17° 30' Ost (ungefähr)

"Die Sonne ist gerade aufgegangen. Es gibt noch keine korrekte Position, ich wollte erstmal Bescheid sagen. Gestern haben wir das Kap der Guten Hoffnung hinter uns gelassen. Sieben Tage und sieben Nächte hat die Umrundung gedauert, jetzt bin ich auf der Heimreise. 8000 Seemeilen bis Cuxhaven.

Mir geht's nach ein paar Stunden Totschlaf gut. Ich segle jetzt weit innen und habe keine Schiffe mehr gesehen. Ab dem Kap Agulhas fächert sich der Schiffsverkehr – gut so. Außerdem habe ich die schwere Petroleum-Sturmlaterne gesetzt, ihr Licht ist optimal zu sehen. Ich bin selig und zufrieden, alle Kaps im Kielwasser zu haben. So hundertprozentig war das nicht. Die Anspannung ist gewichen.

Nach dem letzten Kap habe ich ein Glas Rum über Bord gekippt und Uwe Dübbel gewidmet, der leider viel zu früh gestorben ist. Er hat 'Kathena' gezeichnet und auf seiner Werft, Dübbel & Jesse, 1984 gebaut. Oft habe ich gezweifelt, daß mein Schiff das alles überstehen kann, denn auf dieser Reise gab es weit mehr haarige Situationen als damals. Man kann nicht immer aufmerksam sein. Gute Bootskonstruktion und beste Schweißarbeiten – danke.

Es bleiben meine drei großen Probleme:

Zeit, Zeit, Zeit
Trinkwasser (wird sich in den Kalmen lösen lassen)
Ernährung (bitte in der ersten Woche nach Ankunft keine Bohnen mit Reis)

Habe schon wieder eine Liste (Lieblingsbeschäftigung). Erholung steht obenan, dann Segel, Papierkram und aufräumen. In der Backskiste ist Mehl ausgeschüttet, sind Gläser kaputt gegangen – werde aktiv bleiben müssen.

Im Moment kommt der Wind von vorne, was macht's, 100 bis 200 Meilen weiter nördlich werde ich den Passat erwischen.

Alle Südkaps im Kielwasser. Puh, man muß schon verrückt sein."

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