Allein gegen den WindNonstop in 343 Tagen um die Welt
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330 Tage sind voll  |  10. Juli 2001


Alle Meldungen zur Nonstop-Weltumseglung, 15.6.2000 bis 2.3.2003


331. Tag | Position: 44° 30' Nord – 26° 30' West

Gut 1500 Seemeilen entfernt von seinem Start und Ziel Cuxhaven meldet sich Wilfried Erdmann in der YACHT-Redaktion und berichtet von dem letzten Teilstück seiner Non-Stop-Weltumseglung um alle Kaps und gegen die vorherrschenden Winde auf der Südhalbkugel:


„Die Azoren liegen endlich achteraus, die Zeit der elenden Flauten ist vorüber. Meine Position im Moment: 44°, 30’ Nord, 26°, 30 W’. Fahrt 7 kn, West 4-5 Bft., Groß und Genua ausgebaumt, also Schmetterlingskurs. Rundherum ist es diesig, die Luft sehr warm. Wasser aber nur 18° Celsius. Gehe jetzt wieder Nachtwachen wegen des Schiffsverkehrs.

330 Tage stehen im Logbuch, also elf Monate sind voll. Noch 980 Meilen bis Start Point im Englischen Kanal. Auf meinen Fahrten war immer dieses Kap östlich von Plymouth mein markanter Punkt, nicht Lizard oder ein anderes Kap. Warum, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht liegt es ja am Namen.

Man mag es nicht glauben, aber ich habe in den Mallungen in Äquatornähe genau so viel Wasser auffangen können, dass die Menge bis Cuxhaven reichen wird, wenn ich täglich zwei Liter verbrauche. Nicht mehr, es kam verdammt wenig Wasser von oben. Die Mallungen waren aber auch nicht sehr breit, nur zwei Etmale unter 100 Seemeilen habe ich gesegelt und dann war ich schon durch. Aufgefangen habe ich mit einer Pütz unter dem Großbaum und einem Tuch, das ich über das Cockpit gespannt hatte. Da ich auf dieser Tour kontinuierlich knapp bin, habe ich extra eines zugeschnitten aus Plastik anstelle von Persenningstoff, mit dem kein Tropfen verloren geht.

Ich dachte zunächst, ich hätte einen großen Fehler gemacht, als ich die Azoren 150 Seemeilen östlich gelassen habe. Aber im Nachinein betrachtet, war das wohl doch der richtige Kurs, denn wenn über den Azoren ein festes Hoch steht, habe ich auf dieser Seite Westwinde.

Ich spüre, es wird Zeit, dass die Fahrt endlich zu Ende geht. Denn in den letzten Wochen werde ich zunehmend unkonzentriert. Mir fallen Sachen aus den Händen, ich verschütte etwas. Das war selbst in den hohen Breiten bei den ruppigen Schiffsbewegungen nicht der Fall.

Vielleicht liegt das auch an der mangelden Vitaminzufuhr, der einseitigen Kost. Heute Mittag gab es zwei Backpflaumen und zwei getrocknete Apfelringe, dazu eine Tasse Tee. Also ganz schön wenig. Haferflocken esse ich ohne Zucker, meist nur mit Wasser und Dosenmilch, denn Zucker ist schon lange zur Neige gegangen. Ich habe jetzt auch keinen Honig mehr auch keine Schokolade, also nichts mehr, in dem Zucker wäre.

Aber ich will mich nicht beschweren, denn ich komme gut voran und die äußeren Umstände sind auch ziemlich leicht für mich, keine großen Manöver, nur das Wache gehen halt.
Mein Kurs führt mich im Kanal entlang der englischen Südküste, diese Seite ist etwas einfacher für Alleinsegler. Gedanklich bereite ich mich derzeit in erster Linie auf den zunehmenden Schiffsverkehr und die Bohrfelder vor.“






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