Allein gegen den WindNonstop in 343 Tagen um die Welt
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Klar zur Wende  |  17. Dezember 2000


Alle Meldungen zur Nonstop-Weltumseglung, 15.6.2000 bis 2.3.2003


126. Tag | "Klar zur Wende. Meine Position: 41° 32' Süd – 117° 20' West

6.00 Uhr Bordzeit. Heute ist die erste ruhige Wetterlage seit 14 Tagen, um zu telefonieren. Ich drehe mich im Kreis. Beispiel: Am 1. und 6. Dezember war ich auf der gleichen Position! Unter anderem bin ich in einem harten Sturm 65 Seemeilen zurückgetrieben. Insgesamt habe ich in den letzten 10 Tagen nur 22 Stunden auf direktem Westkurs gesegelt. Damit hatte ich zwar gerechnet, wenn es aber so passiert, überrascht es einen doch. Trotzdem bin ich guten Mutes, man muß es sportlich sehen.

Leider habe ich mir eine Rippe gebrochen. Bin mit dem Metallbeschlag des Sicherheitsgurtes gegen den Baum geknallt. Selbst beim Liegen tut`s weh. Wenn ich Ruhe hätte, würde es bestimmt schneller schmerzfrei sein. Auch bedauerlich, daß Salzwasser in den Haupttank gekommen ist. Jetzt muß ich bei jeder sturmfreien Schauer Wasser auffangen.

Vielen Dank für die Wärmflasche. Aber kannst du mir sagen, wie ich das Wasser hineinkriegen soll. Ich bin doch kein Zirkusartist. Jetzt mache ich mir erstmal eine Portion Porridge. Mein Appetit ist gut, ich esse viel. Hoffentlich gehen zu Weihnachten viele Erdmann-Bücher weg.

Frohe Weihnachten. Ich freue mich auf mein Paket. Ob Wind und Wetter mitspielen?"



Keine neue Nachricht von Wilfried  | 16. Dezember 2000


Wir brennen auf einen Anruf von Wilfried. Die letzte Nachricht ist vom 3. Dezember. Da das Wetter sich bestimmt nicht entscheidend gebessert hat, werden wir geduldig warten müssen.

Noch einmal zur Erinnerung: Die Antenne des Satelliten-Telefons kann nur im Cockpit aufgebaut werden, es darf kein Spritzwasser überkommen, und auch der Seegang muß deutlich herunter gegangen sein. Zu guter Letzt muß Wilfried in der Stimmung sein. Vielleicht will er, braucht er mal Abstand und Entspannung während der kurzen Sturmpausen.

"Die nächste Kaltfront setzt mit heftigem Regen und Wind aus Nordnordwest ein. Die üblichen Handgriffe: Reffen, Festzurren, Wegstauen. Ich mache inzwischen instinktiv, was zu tun ist. Wie man eben viele Dinge nach einer Weile macht, ohne daß sie vom Bewußtsein gesteuert werden. Langes Nachdenken ist nicht gefragt. Und so stehe ich oft tatenlos mal innen, mal außen in der Nähe des Niedergangs. Beherrscht von dem Gefühl, nicht hinsehen zu wollen und sich trotzdem nicht abwenden zu können. So kurz aufeinanderfolgende Stürme haben zur Folge, daß sich die See nicht beruhigen kann und förmlich Türme aufeinanderschiebt. Gipfel ohne Namen. In diesen Tagen habe ich mindestens zwei "Achttausender" bestiegen. Das schafft nicht mal der beste Bergsteiger! Das ist Segeln und Bergsteigen zugleich."

(Auszug aus dem Buch "Die magische Route – Als erster Deutscher allein und nonstop um die Erde", 1986, Neuauflage Januar 2001, Verlag Delius Klasing)


Allen, die uns hier öfter "besuchen", wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und gutes neues Jahr.

Astrid & Kym Erdmann






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