Allein gegen den WindNonstop in 343 Tagen um die Welt
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Wilfried im Southern Ocean  |  23. November 2000


Alle Meldungen zur Nonstop-Weltumseglung, 15.6.2000 bis 2.3.2003


102. Tag: Position 48° 02' Süd – 96° 40' West

"Meine Position wird Euch verwundern. So schnell wollte ich nicht nach Norden kommen, aber in den letzten 7 Tagen hatte ich 4 schwere Stürme. Es war ganz schlimm. Der dritte war der übelste. Den mußte ich mit Orkanfock sogar ablaufen. Gewonnene Meilen wieder verloren, aber egal, Hauptsache heil rausgekommen. Es war schon sehr kritisch, man weiß auch nicht, welche Taktik die richtige ist. Auch als der Wind abflaute, konnte ich lange nicht ausreffen. Wir sind wie gegen eine Wand, eine Wand aus Wasser gesegelt. Ich habe mit Sorge das Rigg beobachtet. Die Schläge waren enorm.

Natürlich rufe ich an, wenn`s mir gut geht. Im Moment Wind West 2-3 und mild. Ich habe Sachen getrocknet, Batterie geladen und das Fax noch einmal probiert – nix. Jetzt habe ich in der linken Hand Notizen für Euch, rechte Hand am Satelliten-Sendepegel, der Hörer ist am Niedergang angebunden. Gleich mache ich mir die letzten Kartoffeln aus unserem Garten. Schmecken fantastisch, hätte ich ruhig noch mehr mitnehmen sollen. Keine einzige Kartoffel ist gefault. Es gibt Pellkartoffeln, damit nichts verschwendet wird.

Da ich ja zu wenig Milch habe, habe ich ein neues Getränk erfunden. Probiert`s mal:
1 gehäufter Teelöffel Kakaopulver
1 gehäufter Teelöffel Kakao instant
1 flacher Teelöffel Kaffeepulver
Kochendes Wasser drauf – schmeckt wunderbar.

Bei den Stürmen bisher durchgerefftes Großsegel und je nachdem kleinstes Vorsegel, so können wir 60 – 70 Grad an den Wind, ging bisher recht gut. Ich fühlte mich wie in einer Waschmaschine – ununterbrochen umspült und verständlich – alles klatschnaß. Die Seen waren ungewöhnlich rauh und lang. Jetzt erzähle ich schon wieder vom Sturm, aber 4 Fronten in 7 Tagen ist mir ein bißchen viel. Klar komme ich nur langsam voran. Der Generalkurs ist jetzt West. Das Boot schiebt eine enorme Lage, man donnert in der Kajüte gewaltig durch die Gegend. Gott Lob ist es etwas wärmer. Dann ist man nachts schon mal schneller aus dem Schlafsack und an Deck. Ich hab rausgefunden, daß man auch mit nassen Handschuhen arbeiten kann.

Das Kap Hoorn habe ich endlich gesehen, zwar ziemlich weit weg, dennoch fotografiert. Trotz 57 Grad Süd und typischem diffusem Licht – Eisberge nicht gesehen."






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